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Steigende Ansprüche der Kunden in punkto Schnelligkeit, knapper Verkehrsraum und kleine Entladezonen in den Städten, höhere Auflagen hinsichtlich Umweltschutz und Nachhaltigkeit: Die Herausforderungen für die City-Logistik werden immer größer. Was sind die Lösungen? Darüber haben wir mit den Logistik-Experten Dr. Hella Abidi und Uwe Riechel, beide DACHSER, gesprochen.

Frau Dr. Abidi, Herr Riechel: Wie stellt sich die Situation in den Städten aus Ihrer Sicht dar?

Dr. Hella Abidi: Verstopfte Innenstädte und schwierige Entladesituationen sind alltägliche Probleme. Logistik-Unternehmen stehen in direktem Wettbewerb um begrenzten Verkehrsraum mit anderen Verkehrsteilnehmern. Dies führt zu längeren Lieferzeiten, höheren Kosten und einer ineffizienten Nutzung der Ressourcen.

Was tun Sie, um diesen Herausforderungen zu begegnen?

Dr. Hella Abidi: Wir setzen verstärkt auf innovative Lösungen. Dazu gehört beispielsweise die Nutzung von umweltfreundlichen Lieferfahrzeugen. In vielen Städten gibt es auch Initiativen zur Schaffung von Lieferzonen und Mikro-Depots, um das Entladen und die Verteilung der Güter in den Innenstädten zu optimieren.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung dabei?

Dr. Hella Abidi: Sie spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle, da sie Echtzeit-Verkehrsdaten und Routenoptimierungs-Tools bietet, um Lieferungen effektiver zu gestalten. Trotz dieser Bemühungen bleibt die innerstädtische Logistik eine komplexe Herausforderung, die weiterhin innovative Ansätze erfordert, um die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen und gleichzeitig die Belastung der Verkehrsinfrastruktur zu minimieren.

Auch Nachhaltigkeit wird immer wichtiger. Wie kann die City-Logistik möglichst umweltfreundlich und in Einklang mit anderen Nutzern und den Kunden gestaltet werden?

Dr. Hella Abidi: Die Gestaltung der Innenstadt-Logistik in einem umweltfreundlichen und kundenorientierten Ansatz erfordert eine Kombination von Strategien und Maßnahmen. Einige Schlüsselansätze können dabei helfen. Dazu gehören beispielsweise elektrifizierte Lieferfahrzeuge, die Konsolidierung von Lieferungen, Lieferfenster- und Stoßzeiten-Management, die Schaffung von Mikro-Depots und Lieferzonen, die Förderung von Lastenrädern und Mikromobilität sowie der Einsatz von Technologien wie GPS, Echtzeit-Verkehrsdaten und Routen-Optimierungs-Tools, nicht zu vergessen die Kooperation mit städtischen Behörden.

Die Innenstadt-Logistik umweltfreundlich und kundenorientiert zu gestalten, erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit allen Stakeholdern, einschließlich städtischer Behörden, Einzelhändlern und Anwohnern. Nur durch solche kooperativen Bemühungen können Logistik-Unternehmen die Erwartungen ihrer Kunden erfüllen und gleichzeitig die Lebensqualität in den Städten verbessern

Haben sich die Erwartungen Ihrer Kunden in den vergangenen Jahren geändert?

Uwe Riechel: Insbesondere aus Sicht unserer Fashion- und Retail-Kunden sind die Herausforderungen deutlich größer geworden, verschiedenen Anforderungen und Vorgaben aus Politik, Infrastruktur und gesellschaftlicher Akzeptanz gerecht zu werden. Die Logistik steht stets zwischen den Beteiligten und muss vernünftige Lösungen und praktikable Umsetzungen – kosteneffizient – bereitstellen.

Welche Lösungen bietet DACHSER vor dem Hintergrund dieser Entwicklung?

Uwe Riechel: Gerade die Bekleidungsbranche und insbesondere die Marken des gehobenen bis Luxus-Segments haben den Anspruch, dass ihre Ware in einem perfekten Zustand und vielfach auch hängend den POS in den Shopping-Meilen erreicht. Dabei ist der „Perfect Moment“ das Maß allen Handelns, d.h. Mode ist ein hoch emotionales Produkt und funktioniert nur, wenn Kunden im richtigen Moment mit den stylishen Produkten zusammentreffen.

Darauf richtet DACHSER Fashion Logistics seine Services aus. Der Rollcontainer „Roll & GOH“ ist dazu die Lösung, um knitterfrei und perfekt hängende Bekleidung, ggf. auch kombiniert mit Kartonware und/oder Kosmetikartikeln, über unser europäisches Stückgut-Netzwerk an den POS zu liefern, und das meist auch schon am nächsten Tag.

Hängeversand für sich gesehen ist bereits eine nachhaltige Lieferform, denn man spart aufwändiges Ein- und Auspacken sowie eine Menge Einweg-Verpackungsmaterial. Mit unseren Anstrengungen im Bereich der City Logistik und dem Projekt „DACHSER Emission-Free Delivery“, der emissionsfreien Zustellung in bestimmten Innenstadtbereichen in derzeit 13 europäischen Metropolen, tragen wir den Nachhaltigkeitsansprüchen der Modebranche Rechnung.

Was müssten die Städte tun, um ein besseres Miteinander der Verkehrsnutzer zu erreichen?

Dr. Hella Abidi: Es gibt einige Maßnahmen, die Städte in Erwägung ziehen sollten. Das beginnt bei der Ausweisung spezieller Bereiche für die Be- und Entladung bzw. Mikro-Depots. Zudem können sie Anreize und Infrastruktur für elektrische Lieferfahrzeuge schaffen sowie den Einsatz von Lastenrädern, Elektrofahrrädern und anderen nachhaltigen Verkehrsmitteln für die innerstädtische Logistik fördern, zum Beispiel in Pilot-Projekten. Bei alldem ist die Zusammenarbeit mit Logistik-Dienstleistern gefragt, um gemeinsame Lösungen zu entwickeln.

Darüber hinaus kann die Stadtverwaltung Informationen und Schulungen für Logistik-Unternehmen, Lieferfahrer und Bürger bereitstellen, um das Bewusstsein für die Bedeutung eines besseren Miteinanders im Verkehr zu schärfen. Städte sollten eine ganzheitliche und nachhaltige Strategie entwickeln, um die Herausforderungen der City-Logistik erfolgreich anzugehen und gleichzeitig die Lebensqualität und die Umweltauswirkungen zu verbessern.

Wie sieht die Zukunft der City-Logistik aus?

Dr. Hella Abidi: Die Zukunft der City-Logistik wird von einer Kombination aus Technologie, Kooperation, Nachhaltigkeit und Innovation geprägt sein. Visionäre Ansätze werden dazu beitragen, die Herausforderungen in den Innenstädten zu bewältigen, die Umweltauswirkungen zu minimieren und gleichzeitig die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen.

Elektrifizierte Fahrzeuge, einschließlich Lieferwagen und autonome Fahrzeuge, werden dabei eine wichtige Rolle spielen. Der Einsatz von zum Teil auch autonomen Verkehrsträgern für die Zustellung von Waren in Wohngebieten und Innenstädten wird sich ebenso weiterentwickeln, gleiches gilt für Plattformen, auf denen Privatpersonen als Lieferdienste agieren können.

Darüber hinaus werden Fortschritte in der künstlichen Intelligenz und im Internet der Dinge dazu beitragen, die Logistik-Prozesse zu optimieren, Routen zu planen und Verkehrsstaus zu vermeiden. Unternehmen könnten zudem vermehrt kooperative Logistik-Systeme einführen, bei denen Lieferdienste und Einzelhändler ihre Ressourcen teilen, um die Effizienz zu steigern.

Schließlich könnten Städte restriktive Umweltzonen und Verkehrsbeschränkungen einführen, um emissionsfreie Fahrzeuge zu fördern und den Verkehr zu reduzieren. Unternehmen werden verstärkt auf nachhaltige Praktiken und umweltfreundliche Lieferketten setzen, um den steigenden Anforderungen an Umweltschutz und Nachhaltigkeit gerecht zu werden.

DACHSER ist Partner der diesjährigen Smart City Conference der dfv Conference Group. Was sind Ihre Erwartungen an die Veranstaltung und Ihre Ziele? Und was ist Ihre Botschaft?

Dr. Hella Abidi: Wir erhoffen uns weitere Impulse aus der Politik, den Kommunen und der Händlergemeinschaft auch für unsere Forschungs- und Entwicklungsarbeit mitnehmen zu können, aber ebenfalls auf unsere Aktivitäten und Lösungen bei DACHSER aufmerksam zu machen.

Uwe Riechel: Uns bei DACHSER ist es wichtig, nicht nur über Nachhaltigkeit zu sprechen, sondern tatsächlich überzeugende Projekte und Konzepte in die Umsetzung zu bringen, auch wenn man dafür zunächst in Vorleistung gehen muss.