digital talk:
Urban Mining
Riesen-Chancen durch Rohstoff-Recycling
30. März 2023
14:00 – 16:00 Uhr
Woher beziehen deutsche Unternehmen in Zukunft ihre Rohstoffe? Vor dem Hintergrund der hohen Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Lieferländern, zunehmender Rohstoffknappheit, Umweltschäden und fragilen Lieferketten müssen die meisten Branchen auf diese Frage dringend neue Antworten finden.
Urban Mining stellt einen Lösungsansatz für Gebäude und langlebige Konsumgüter dar: Denn im Urban-Mining-Prinzip wird alles, was von Menschen hergestellt wird, nicht nur unter dem Aspekt der Nutzung betrachtet, sondern als wertvolle Ressource. Städte, Gebäude, Computer, Maschinen, Fahrzeuge und vieles mehr – heute werden sie genutzt, morgen entsteht Neues daraus. So gesehen, lagern gigantische Schätze vor unserer Haustür, die durch Recycling gehoben werden können. Die Umgebung wird damit zum schier unerschöpflichen Rohstofflager.
Dass Urban Mining längst keine theoretische Zukunftsvision mehr ist, zeigt unser digital talk am 30. März 2023. In Vorträgen und Talkrunden erläutern führende Experten, Vordenker, Unternehmer und Vertreter von Kommunen die riesigen Chancen von Urban Mining für Wirtschaft und Gesellschaft und stellen wegweisende Projekte vor.
Im digital talk stehen folgende Themen im Fokus:
14.00 Uhr | Keynote Vom Ernten und Züchten zukünftiger Baumaterialien – die Stadt als Rohstofflager | Prof. Dr. Dirk E. Hebel, Professor für Nachhaltiges Bauen und Dekan der Fakultät für Architektur am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) |
14.25 Uhr | Q & A | |
Urban Mining heute und in Zukunft: Wegweisende Projekte von Unternehmen und Kommunen | ||
14.30 Uhr | Die wiederverwertbare Wohnung
Die Urban Mining- & Recycling-Unit NEST in Dübendorf/Schweiz | Bernd Köhler, Projektleiter und Senior Architekt, Werner Sobek AG, Stuttgart |
14.50 Uhr | Das recycelte Rathaus
Wie die hessische Gemeinde Korbach zum Urban Mining-Pionier wurde | Stefan Bublak, Fachbereichsleiter Bauen und Umwelt, Stadt Korbach |
15.10 Uhr | Heidelberg auf dem Weg zur Circular City
Die Stadt Heidelberg will die erste kreislauffähige Kommune in Europa werden. Was sind die Gründe und wie geht sie dabei vor? | Carla Jung-König, Universität Heidelberg/Stadtplanungsamt Heidelberg, Stadt Heidelberg
Patrick Bergmann, Geschäftsführer, Madaster, Berlin |
15.30 Uhr | Experten-Panel: Zu schade zum Schreddern, zu teuer für die Tonne?
Welche Chancen bietet die Wiederaufbereitung von sekundären Rohstoffen wie Bau- und Kunststoffen, Metallen und Textilien? Was ist wirtschaftlich, was ist möglich, wie profitieren Unternehmen, Kommunen und Branchen? | Dirk Brozio, Geschäftsführer, STRABAG Umwelttechnik
Thilo Brämer, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fraunhofer Institut (IWKS), Hanau |
16.00 Uhr | Ende der Veranstaltung |
Freuen Sie sich dabei auf folgende Vortragende:
Info
Dirk E. Hebel ist Professor für Nachhaltiges Bauen und Dekan der Fakultät für Architektur am Karlsruher Institut für Technologie, KIT. Er ist Autor zahlreicher Buchpublikationen, zuletzt Urban Mining und kreislaufgerechtes Bauen (2021, Fraunhofer Verlag, mit Felix Heisel). Er ist Mitbegründer und Partner von 2hs Architekten und Ingenieur Part GmbB Hebel Heisel Schlesier und praktiziert Architektur mit einem Fokus auf ressourcengerechtes Bauen und kreislaufgerechten Materialeinsatz. Seine Arbeiten wurden weltweit ausgestellt, zuletzt in Plastic: Remaking our World, Vitra Design Museum Weil am Rhein (2022), Environmental Hangover by Pedro Wirz (beide mit Nazanin Saeidi, Alireza Javadian, Sandra Böhm und Elena Boerman), Kunsthalle Basel (2022), oder SORGE UM DEN BESTAND, BDA, Berlin und andere (2020-22). Als Fakultätsverantwortlicher gemeinsam mit Prof. Andreas Wagner gewann er den ersten in Deutschland ausgetragenen Solar Decathlon Wettbewerb 2022 in Wuppertal als Teil des Teams RoofKIT (Regina Gebauer and Nicolas Carbonare).
Info
Dass die hessische 24.000-Einwohner-Stadt Korbach zum Trendsetter beim Thema „Urban Mining“ wurde, ist ganz wesentlich das Verdienst von Stefan Bublak. Denn unter der Führung des erfahrenen Architekten erhielt das historische Rathaus der Kreis- und Hansestadt im Landkreis Waldeck-Frankenberg einen modernen Anbau, der zum Großteil aus mineralischen Abbruchabfällen gebaut wurde. Diese wurden beim Abriss des früheren Rathaus-Gebäudes frei und wurden in einem aufwändigen Verfahren zu Recycling-Beton verarbeitet. Seit der Eröffnung im Mai 2022 gilt das Rathaus in Korbach als eines der Leuchtturm-Projekte der Architektur, vor allem, weil damit der Beweis erbracht wurde, dass kreislaufgerechtes Bauen längst keine Zukunftsvision und durchaus realisierbar ist.
Während des Digital Talk zum Thema „Urban Mining“ am 30. März stellt Stefan Bublak das wegweisende Bau-Projekt der hessischen Komune und dessen Umsetzung vor. Bublak leitet das Stadtbauamt der hessischen Kreis- und Hansestadt seit Juli 2013. Zuvor war er im Hochbauamt der Stadt Kassel als Leiter der Planungsabteilung für die Planung und Umsetzung kommunaler Bauprojekte wie Schulen, Kindergärten und Sporthallen verantwortlich sowie als freier Architekt im Bereich Wohnungs- und Gewerbebau tätig. Bublak ist Absolvent der Universität Kassel, wo er Architektur mit den Schwerpunkten Planung und Entwurf studiert hat.
Info
Dr. Patrick Bergmann ist seit 2020 Geschäftsführer bei Madaster Germany. Madaster ist die globale Online-Plattform, die den zirkulären Einsatz von Produkten und Materialien in der Bauwirtschaft ermöglicht. Nach dem Studium der Politik und Verwaltungswissenschaft an der Universität Konstanz und der Fachrichtung Urban Environmental Management an der Wageningen University sowie einem Forschungsaufenthalt an der University of Virginia schrieb Patrick Bergmann seine Dissertation zum Thema „Life Cyle Management in the Built Environment“ an der Technischen Universität Dresden. Anschließend war er im Bereich Immobilien- und Unternehmensbewertung bei PwC in Berlin und Brüssel tätig.
Info
Dipl.-Ing.(FH) Thilo Brämer studierte zunächst Material- und Fertigungstechnologie an der Technischen Hochschule Mittelhessen und befasste sich anschließend in der Spezialglasindustrie mit der Entwicklung silikatischer Beschichtungen für Infrarot- und UV-Strahler, sowie für Bauteile der Halbleiterindustrie.
Seit 2011 ist er wiss. Mitarbeiter bei der Fraunhofer-Einrichtung für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie (IWKS). Dort entwickelt er innerhalb der Forschungsschwerpunkte „Urban Mining“ und „Digitalisierung der Ressourcen“ Prozesse zur Kreislaufführung und Wiederverwertung verschiedenster urbaner Stoffströme, wie Elektroschrott, Kunststoffe, mineralische Reststoffe, sowie Komponenten der Elektromobilität (Lithium-Ionen-Batterien, Permanentmagnete). Darüber hinaus leitet er das betriebseigene Abfall- und Gefahrgutmanagement. Zudem ist er zertifizierter Umwelt- und Energiemanagementbeauftragter.
Info
Carla Jung-König ist seit Oktober 2022 Doktorandin am Geographischen Institut der Universität Heidelberg und Mitarbeiterin im Stadtplanungsamt Heidelberg. Carla Jung-König studierte Landschaftsarchitektur und Umweltplanung an der Leibniz Universität Hannover sowie dem University College Dublin. Im Anschluss absolvierte sie den European Master in Territorial Development an der TU Braunschweig, der University of the West of England in Bristol und der Leibniz Universität Hannover. Ihre Masterarbeit beschäftigte sich mit Fragen der Re-Industrialisierung des urbanen Raumes und den Implikationen für die Stadtentwicklung. Während des Studiums und im Anschluss war sie in der wissenschaftlichen Politikberatung im Bereich Regionalökonomie zu Fragen europäischer Förderpolitik, der Digitalisierung des Arbeitsmarktes und der Zukunft der Arbeit tätig und sammelte Erfahrungen mit Bauleitplanung, ländlicher Entwicklung und dem Regionalmanagement in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. 2018 erfolgte dann der Wechsel zur Internationalen Bauausstellung Heidelberg, wo sie als Projektleiterin u.a. die IBA-Projekte „Raumstrategien der Wissenschaften“ sowie die Planung des neuen Stadtteils auf der Konversionsfläche „Patrick-Henry-Village“ begleitete. Neben ihrer Arbeit am Geographischen Institut arbeitet sie im Stadtplanungsamt der Stadt Heidelberg weiter an der Entwicklung des Patrick-Henry-Village.
Info
Zu Bernd Köhlers Portfolio zählen einige wegweisende internationale Bauprojekte der vergangenen Jahre. Im Rahmen des Digital Talk zum Thema „Urban Mining“ am 30. März 2023 stellt der erfahrene Architekt, der am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe studiert und Erfahrungen u.a. Dubai, Peking und Shanghai gesammelt hat, eines der spannendsten vor: Bernd Köhler, Jahrgang 1980, war maßgeblich als Projektleiter von Werner Sobek beteiligt an der Entwicklung des modularen Forschungs- und Innovationsgebäudes „NEST“ in Dübendorf in der Schweiz, einem Musterbau, der das Potenzial von Urban Mining bzw. urbanen Ressourcen-Speichern geradezu idealtypisch aufzeigt. (https://www.empa.ch/de/web/nest/overview)
Der Schwerpunkt des Moduls liegt auf den verwendeten Baustoffen und deren Fügung bzw. deren Wiederverwendbarkeit. Materielle, konstruktive und energetische Fragestellungen werden als eine zusammenhängende Einheit betrachtet. Der Entwurf von Werner Sobek mit Dirk E. Hebel und Felix Heisel wird getragen durch zwei übergeordnete Ziele: erstens die standardisierte, serielle Implementierung eines Designs for Disassembly, zweitens das Erschließen des Potenzials von rezyklierten Materialien für das Bauwesen. Konstruiert wurde NEST aus einem gewichtsminimierten Tragegerüst mit leicht austauschbaren Bauteilen, die aus recycelten Materialien gewonnen bzw. in idealer Weise für einen Recycling-Prozess verwendet werden können. Die Unit ist damit gleichzeitig Materiallager (Urban Mining) und Materiallabor (Recycling).
Vielen Dank für Ihr Interesse!
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